Hinter den Kulissen
des Fährhaus in Munkmarsch
Mitten im dänischen Novembernebel stehe ich am Høyer Pier und reibe mir wärmend die Hände. Gemeinsam mit 20 weiteren – kondensierende Atemluft vor sich herblasenden – Passagieren warte ich auf die richtige Tide und damit darauf, an Bord eines kleinen Dampfschiffs zu gehen. Wir schreiben das Jahr 1915, unser Reiseziel liegt westlich und heißt Munkmarsch auf Sylt.
So oder ähnlich hat er wohl ausgesehen – damals vor 100 Jahren – der Weg nach Sylt. Bis zum Bau des Hindeburgdamms 1927 war die Fährverbindung Høyer/Munkmarsch der einzige Weg auf die Insel. Über Generationen war damit der kleine Hafen an der Ostküste Sylts das Tor zur Welt, das je nach Ebbe oder Flut geschlossen oder geöffnet war. Irgendwie eine ganz romantisch-schöne Vorstellung, nicht wahr?
Fähren-, Post-, und Versorgungsschiffe landeten hier – an einem wohl heute der verträumtesten Orte der Insel. Von Munkmarsch – Mönchsmarsch – gelangte man nach der Ankunft auf unbefestigten Sandwegen per Kutsche oder später auch per Inselbahn zu den anderen Ortschaften. Badegäste zum Beispiel zum Seebad Westerland.
Wer 2015 in Munkmarsch „anlandet“ befindet sich nicht zwingend auf der Durchreise, sondern ist vielleicht sogar gekommen, um zu bleiben. Denn hier befindet sich ein ganz besonderes Hotel. Nämlich das „Fährhaus“, das seinen Namen auch ganz zu Recht tragen darf. Das zentrale Gebäude der kleinen Anlage ist gewissermaßen ein direkter Nachkomme eines Holzgehöfts, das 1867 von Kapitän und Postschiffer Thomas Selmer zur Lagerung von Postwaren, als Hafengaststätte und Quartier für Reisende errichtet wurde.
Das heutige Fährhaus ist natürlich nicht mehr zu vergleichen mit der eher provisorischen Behausung von damals. Immerhin besitzt das Hotel fünf Sterne, großzügige Zimmer, exklusive Suiten, einen luxuriösen Wellnessbereich, drei Restaurants – darunter das 2-Sterne-Gourmet-Restaurant von Alexandro Pape – und eine umfassend und erlesen bestückte Vinothek. Nein, vergleichen kann man die knapp 160 Jahre auseinander liegenden Häuser mit Sicherheit nicht. Dennoch – es steckt eine gehörige Portion Atmosphäre aus alten Zeiten im gegenwärtigen Dasein.
Ganz besonders dann, wenn man zum Beispiel beim leckeren Fährhaus-Frühstück auf der Holz-Veranda des Hauses sitzend, seinen Blick über’s Wattenmeer streifen lässt und darüber nachsinnt, wie es wohl damals war – vor einem Jahrhundert … mit der Anreise nach Sylt.
Mehr Informationen über das Fährhaus findet ihr hier:
www.faehrhaus-hotel-collection.de
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